Krankheiten erkennen


KRANKHEITEN ERKENNEN
Wenn die Blutgerinnung aus dem Gleichgewicht gerät

Thrombophilie


Was versteht man unter einer Thrombophilie?

Eine „Thrombophilie“ beschreibt eine erhöhte Thromboseneigung, die zu einer vermehrten
Gerinnbarkeit des Blutes mit Ausbildung von Blutgerinnseln führen kann. Diese Blutgerinnsel können zu einem Verschluss von Blutgefäßen, meist Beinvenen, führen. Dies bezeichnet man dann als Thrombose. In selteneren Fällen werden diese Gerinnsel auch verschleppt und führen zu der Entwicklung von Lungenembolien.

Was sind die Risikofaktoren einer Thrombophilie?

Eine Thromboseneigung kann vererbt werden oder z. B. durch schwere internistische Erkrankungen begünstigt werden. Weitere erworbene Risikofaktoren sind Immobilisation (Bettlägerigkeit, Langstreckenflug, OP, Gipsverband), Einnahme von Verhütungsmitteln („Pille“), Schwangerschaft oder Übergewicht und begünstigen damit eine Thromboseneigung.

Thromboserisiko und Pille


Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) Thromboserisiko und Antikonzeption

Das Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, ist bei Frauen, die kombinierte Antikonzeptiva einnehmen, höher als bei Frauen, die nicht oder auf eine andere Weise verhüten. Kombinierte Antikonzeptiva, die Drospirenon enthalten, bergen möglicherweise ein höheres Risiko als sol-che, die Levonorgestrel oder Norethisteron enthalten. Eine endgültige Antwort auf die Frage-stellung, ob Drospirenonhaltige Antikonzeptiva das Thromboserisiko tatsächlich stärker erhö-hen als Antikonzeptiva mit Gestagenen wie Desogestrel oder Gestoden, steht derzeit noch aus; einige Registerauswertungen hatten diesen Schluss nahegelegt. Drospirenon führt zu einer geringfügig verstärkten Wasserausscheidung. Das kann zu einem leichten Gewichtsverlust führen, allerdings nicht zu einem Verlust an Fettgewebe. Unter anderm wegen dieser Eigen-schaft werden Drospirenonhaltige Antikonzeptiva vermehrt von übergewichtigen Frauen an-gewandt. Übergewicht und Adipositas stellen aber einen unabhängigen Risikofaktor für die Entwicklung von Thrombosen und Thrombembolien dar, ebenso wie mangelnde körperliche Aktivität. Es kann deshalb derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass das in Studien evaluier-te, erhöhte Thromboserisiko unter Drospirenon vor allem das erhöhte Thromboserisiko bei Übergewicht und Immobilität widerspiegelt.

DGGG und BVF betonen, dass durch Drospirenon der Energieverbrauch nicht erhöht wird und dass dieses Arzneimittel zur  Gewichtsabnahme und Reduktion des Körperfetts definitiv nicht geeignet ist. Grundsätzlich gilt es, alle prokoagulatorischen Faktoren zu beachten, die das Thromboserisiko durch die Einnahme kombinierter Antikonzeptiva noch zusätzlich verstärken können. Dazu gehören nach Ausschluss von genetisch bedingt erhöhter Gerinnungsneigung des Blutes bzw. einer familiären Belastung in erster Linie Rauchen, Übergewicht, Alter und Immobilität. Die Häufigkeit von Thrombosen nimmt proportional zur Zahl der Zigaretten, zum Ausmaß des Übergewichts und zum zunehmenden Alter zu. Ist bereits eine Thrombose aufgetreten, so liegt das Wiederholungsrisiko in den folgenden zehn Jahren bei fast 30%. Weitere Faktoren, die das Thromboserisiko erhöhen, und auf die bei der Einnahme von Antikonzeptiva geachtet werden muss, sind Operationen, zu wenig Flüssigkeitszufuhr – vor allem im Sommer oder bei ausgeprägter sportlicher Betätigung –, Herzerkrankungen, Über- und Unterfunktion der Schilddrüse, Störungen des Fett- und Zuckerstoffwechsels, Bluthochdruck, bösartige Erkran-kungen und Nierenerkrankungen. Bei der Wahl der geeigneten Verhütungsmethode sollten diese Faktoren stets berücksichtigt werden.

3-4 Thrombosen pro Jahr pro 10.000 Frauen
Verhütungsmethode: Nicht-hormonelle Verhütungsmethoden (Sterilsation, Barrieremethoden, Temperaturmessung, Kupfer-IUD)

3-4 Thrombosen pro Jahr pro 10.000 Frauen
Verhütungsmethode: Levonorgestrel-IUD, Östrogen-freie orale Antikonzeptiva

3-10 Thrombosen pro Jahr pro 10.000 Frauen
Verhütungsmethode: Kombinierte Antikonzeptiva mit <50μg Ethi-nylestradiol, zusätzlich Norethisteron, Norethisteronacetat, Levonorgestrel, Norgesimat, Chlormadinonacetat, Dienogest; Kombinierte Antikonzeptiva mit Estradiolvalerat, zusätzlich Dianogest; Nuvaring, Depotspritzen

6-14 Thrombosen pro Jahr pro 10.000 Frauen
Verhütungsmethode: Kombinierte Antikonzeptiva mit <50μg Ethinylestradiol, zusätzlich Desoge-strel, Gestoden, Cyproteronacetat, Drospirenon; Verhütungs-Pflaster
Anmerkung: Ein Risiko von 10 auf 10.000 Frauenjahre bedeutet, dass innerhalb eines Jahres 10 von 10.000 Frauen eine Thrombose bekommen, also eine von 1000. In zehn Jahren haben dann zehn von 1000 Frauen eine Thrombose bekommen, also eine von hundert, wobei Frauen mit zusätzlichen Risiken besonders gefährdet sind. (Quelle: Rabe et al, J. Reproduktionsmed. Endokrinol 2011)


Quellen:
  • Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Risiko von venösen Thromboembolien bei Einnahme von Drospirenon-haltigen kombinierten oralen Kontrazeptiva (Yammin®/Yasminelle®, Aida®, Yaz®, Petibelle®) Deutsches Ärzteblatt, Jg. 108, Heft 45, 11.11.2011
  • EMA Pharmacovigilance Working Party (PhVWP) Monthly report on safety concerns, guide-lines and general matters. Jan 2012, Issue no. 1201 FDA Briefing Information for the December 8, 2011
  • Joint Meeting of the Advisory Commit-tee for Reproductive Health Drugs and the Drug Safety and Risk Management Advisory Committee (December 8, 2011)(cited from www.fda.gov, 22.2.2012) Rabe T, Luxembourg B, Ludwig M, Dinger JC, Bauersachs R, Rott H, Mueck AO, Albring C. Contraception and Thrombophilia – A statement from the German Society of Gynecological Endocrinology and Reproductive Medicine (DGGEF e.V.) and the Professional Association of the German Gynaecologists (BVF e.V.). J. Reproduktionsmed. Endokrinol 2011; 8 (Son-derheft 1), 178-218
  • © DGGG und BVF 2012 Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V., Haus-vogteiplatz 12, 10117 Berlin Berufsverband der Frauenärzte e. V., Arnulfplatz 58, 80335 München

Prophylaxe


Wie kann ich mich schützen?

  • Bewegung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr insbesondere bei Reisen
  • Kompressionsstrümpfe in Risikosituationen
  • Nach einer Operation frühzeitige Mobilisation
  • Vermeiden von Rauchen und Übergewicht
  • Behandlung mit gerinnungshemmenden Mitteln (z. B. „Heparinspritzen“)
Lassen Sie sich im Zweifelsfall immer von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten!

Schwangerschaft


Bei einer Thrombophilie kann ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind bestehen.

So kann bei Schwangeren mit Schwangerschaftskomplikationen wie Früh- und Fehl- geburten, HELLP-Syndrom, Präeklampsie oder mütterlichen Thrombosen eine solche Gerinnungsstö-rung vorhanden sein. Liegt eine solche Thrombophilie vor, kann man in einer Schwangerschaft durch eine entsprechende Lebensführung, prophylaktische Kompressionsbehandlung und durch die Gabe von “blutverdünnenden“ Medikamenten das Risiko für Mutter und Kind deutlich reduzieren.

Blutungsneigung


Eine Blutungsneigung („Hämorrhagische Diathese“) stellt das Gegenteil einer Thrombophilie dar.

Hierbei kommt es meist durch eine Verminderung bestimmter Gerinnungsfaktoren im Blut oder durch eine Herabsetzung der Blutplättchenanzahl zu einer eingeschränkten Gerinnbarkeit des Blutes. Diese Störungen sind sehr häufig vererbt. Die Blutungsneigung äußert sich in einer Neigung zur Entwicklung von blauen Flecken, Zahnfleischbluten, Nasenbluten, Nachblutun-gen nach Verletzungen, Operationen oder Zahnbehandlungen. Wundheilungsstörungen mit vermehrter Narbenbildung können ebenfalls Symptome sein. Bei Frauen fällt eine verstärkte Menstruationsblutung oder eine Nachblutung nach der Entbindung auf.
Betroffene Patienten erhalten ggf. einen Notfallausweis mit individuellem Behandlungsplan.
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